Schätze im Schutt - Alte Rohstoffe neu genutzt
Ein Film Andrea Ernst
TV Dokumentation -
fertiggestellt

Die Bauindustrie boomt. Mit über 114 Milliarden Umsatz treibt sie die wirtschaftlichen Kräfte in Deutschland an und verschlingt dabei riesige Mengen an Boden und Natur. Der Hunger nach Sand, Kies und Zement ist so groß, dass es mancherorts schon schwierig wird Beton herzustellen. Dabei ist Zement mit etwa acht Prozent CO2 – Ausstoß einer der großen globalen Klimaschädlinge. Unternehmen in Wien, Hannover und Amsterdam zeigen jetzt, dass es Alternativen gibt. Klimafreundliches Bauen ist möglich, denn viele Rohstoffe liegen bereits in unseren Städten. Sie sind ein riesiges, von uns Menschen geschaffenes Lager.

„Es war ein Experiment“, erzählt Nils Nolting, Architekt des Recyclinghauses-Hannover: „Das meiste kommt aus Abbruchhäusern, die Fenster, Profile und Fassadenplatten. Dabei wussten wir am Anfang der Planung noch gar nicht, wieviel wir tatsächlich aus alten Gebäuden nehmen können“. Inzwischen ist ein neues, helles, lichtdurchflutetes Einfamilienhaus am Kronsberg entstanden. Der Rohbau in Massivholz wirkt CO2 – neutral, zusätzlich haben viele Materialien, alte Ziegel, Industrieglas und gebrauchte Gehwegplatten einen neuen Lebenszyklus begonnen.

Tom van Soest, Gründer der niederländischen Firma Stonecycling, begann als Student zu experimentieren. Aus Abbruchhäusern in Eindhoven holte er Ziegelbrüche, Dachpfannen, Mörtelreste und Fliesen. Er zerkleinerte, mischte und mixte mit neuem Lehm. „Es hat lange gedauert, bis ich die richtige Rezeptur hatte“, erzählt der Designer im Rückblick. Inzwischen verarbeitet die Amsterdamer Firma 1.000 Tonnen Abfall pro Jahr zu neuen, bunten Klinker-, Fassaden- und Bausteinen. „Ich wollte immer eine farbenprächtige Fassade“, schwärmt Cecilia Petit eine der ersten Kundinnen auf der Terrasse ihrer Wohnung in Amsterdam: „Jetzt ist es fast wie ein Hundertwasserhaus“. 

Eine ganz eigene Schönheit entdeckt auch Brigitte Kranner im Abbruch, wenn es um alte Kabel, aussortierte Heizungen oder Aluminiumfenster geht. Sie leitet zusammen mit ihrem Mann die Geschäfte eines großen Altmetallhandels in Wien und gilt als Recyclingexpertin. Kranner weiß, dass Bauteile deswegen so selten wiederverwendet werden, weil sie durch Kleb- und Bindemittel verunreinigt sind. Ihr Ziel: Sortenreinheit. „Zum Beispiel, wie hier beim Kupfer“, erklärt sie, während sich das hellrosa leuchtende Metall aus einem alten Kunststoffkabel schält: „Das wird zu 100 Prozent recycelt, einfach eingeschmolzen und wieder zu perfektem Kupferdraht.“ Dieses Prinzip könnte für viele Bauteile gelten, meint Kranner: „Wir sollten so viel wie möglich wiederverwenden und so wenig wie möglich aus der Natur entnehmen“.

 

Regie: Andrea Ernst | Buch: Andrea Ernst | Kamera: Christian Roth, Michael Rottmann | Ton: Martin Kadlez | Schnitt: Angela Scholz | Produktionsleitung: Barbara Kainberger | Produktion ZDF: Petra Stumpf | Redaktion ZDF: Sebastian Nuß, Christian Dezer | Redaktion arte: Susanne Mertens

TV Dokumentation | Österreich | 2019
32 und 30 Minuten | HD
Eine Produktion im Auftrag des ZDF
In Zusammenarbeit mit ARTE

Ausstrahlung "RE: Nachhaltig bauen - Wie man Schutt in Rohstoffe verwandelt" | 26.09.2019 | 19:40 Uhr | arte

Ausstrahlung "plan b: Schätze im Schutt - Alte Rohstoffe neu genutzt" | 02.11.2019 | 17:35 Uhr | ZDF