Umweltkatastrophen, Krieg mitten in Europa, Corona - die Welt steht permanent vor dem potentiellen Untergang. Krisen und Ungewissheiten erschüttern den Alltag und die Arbeitswelt. Für die Arbeit auszubrennen, können sich viele nicht mehr vorstellen. Sie fordern ein radikales Umdenken für mehr Lebensqualität, für ein faires Miteinander und Sinnhaftigkeit hinter dem Tun. Menschen sind erschöpft, Perspektiven verblichen. Unternehmen schließen wegen Personalmangel. In das 40h-Woche Korsett will sich niemand mehr zwängen.
4-Tage Woche, Flexibilität, höhere Löhne, gibt es einen Weg aus der Krise? Sind junge Menschen faul und die ältere Generation zu unflexibel? Der Film von Franziska Mayr-Keber geht der Frage nach, warum und wie wir arbeiten wollen.
Nach 20 Jahren als Pflegefachkraft im Spital schmeißt Claudia Kuss ihren Beruf hin. "Ich liebte meinen Job, aber ich konnte nicht mehr," erzählt Kuss und sattelt um. "Dass Menschen aufgeben, ist nicht immer freiwillig," analysiert die Politologin Barbara Prainsack von der Universität Wien. Vollzeit zu arbeiten, sei in vielen Bereichen zu belastend geworden.
Heute gut zu leben, statt auf die Pension hinzufiebern, gilt als Credo der jungen Generation. Die maximale Flexibilität lebt Leonie Müller. Ihr Leben und ihr Büro hat sie in einen Van gepackt und tourt als „New Work“ Beraterin durch Deutschland.
"Studien belegen, dass über fünfzigjährige Menschen früher in Rente gehen wollen. Sie nehmen dafür finanzielle Verluste in Kauf. Der Wunsch, mehr Zeit für andere Dinge zu haben, eint die Generationen," so die feministische Autorin Teresa Bücker. Sie fordert mehr Zeitgerechtigkeit. "Zeit ist neben Geld und Repräsentation eine wichtige Dimension von Gerechtigkeit. Denn wer hat neben der Pflege von Angehörigen und Betreuung von Kindern überhaupt Zeit, lohnzuarbeiten? Wer hat Zeit, für seine Interessen politisch einzutreten?"
Dem Markt fehlen Arbeitskräfte. Firmen buhlen um Personal. Ein Tischlereibetrieb in Westösterreich hat die Arbeitszeit verkürzt und auf vier Tage gebündelt. Als Anreiz für die Mitarbeitenden und um die Umwelt zu entlasten. Ein Tag weniger Betrieb bedeutet weniger CO2 Ausstoß, weniger Krankenstände und weniger Personalmangel.
"Nicht alle können sich ihren Job aussuchen oder gute Bedingungen ausverhandeln" meint der Soziologe Jörg Flecker von der Universität Wien. Über einen längeren Zeitraum unfreiwillig arbeitslos zu sein, sei ebenso gesundheitsschädlich wie eine belastende Arbeitsstelle. Menschen ohne Druck eine Chance auf Arbeit zu geben, das will das Pilotprojekt MAGMA in Niederösterreich. Langzeitarbeitslosen wird hier eine Arbeitsplatzgarantie gegeben, ihre Kompetenzen gestärkt und Jobs innerhalb der Gemeinde geschaffen.
Ein Grundproblem unserer Arbeitskultur sei der Arbeitsbegriff, so Barbara Prainsack. Viele Bereiche, wie etwa Care Arbeit und Nachbarschaftshilfe, werden nicht als gleichwertig mit der Lohnarbeit betrachtet. Das schaffe ein Ungleichgewicht. Betroffen von dieser Ungleichheit sind Frauen. Während Katharina Miller im Jobsharing mehr Karrierechancen für Mütter, die nicht Vollzeit arbeiten können oder wollen fordert, setzt sich Teresa Bücker für eine Zeitrevolution mit der Option eines Einkommens für Sorgearbeit ein.
Wie also könnte eine neue, faire Arbeitswelt aussehen? Der Film "Arbeit ohne Nebenwirkungen" sucht nach Antworten und Perspektiven für Unternehmen sowie für Arbeitnehmende.