Der in Wien geborene Hermann Langbein (1912- 1995) träumte von einer besseren Welt. Als junger Mann kämpfte er in Spanien gegen Franco, dann gegen die Nazis. Obwohl permanent mit dem Tod bedroht, gründete er innerhalb des Konzentrationslagers die internationale „Kampfgruppe Auschwitz“ - Widerstand in der Hölle. Hier fand der größte Massenmord aller Zeiten statt, mehr als eine Million Menschen starben in den Gaskammern, Tausende wurden erschossen, ver- hungerten oder wurden zu Tode gespritzt.
Wie kämpft man, wenn jede Stunde die letzte sein kann? Wie organisiert man Widerstand, wie plant man einen Ausbruch, wenn bereits eine falsche Bewegung zum Tod führt? Was motiviert noch, wenn der Logik der industriellen Vernichtung von Menschen nur Hinhaltendes entgegengesetzt werden kann? Langbein hatte es satt, Opfer zu sein. Stand auf. Handelte.
Kaum ein Auschwitz-Überlebender hat so präzise und plastisch darüber Zeugnis abgelegt wie Hermann Langbein: Im Buch „Die Stärkeren“, in seinen Briefen aus dem Spanischen Bürgerkrieg und in vielen anderen Werken.
Der von polnischen und österreichischen Häftlingen geleitete Widerstand mitten im Epizentrum des Terrors wirft zeitlose Fragen auf: Welche Möglichkeiten des Wider-Stehens gibt es? Wo liegt der schmale Grat zwischen eigenem Überlebensdrang, Verantwortung und Mitgefühl? Hermann Langbeins Weg zeigt: Wir haben immer eine Wahl.
Dass man immer eine Wahl hat, zeigte Hermann Langbein auch, als er als überzeugter Kommunist den „realen Sozialismus“ in Ungarn kennen lernte. Er kritisierte offen die Niederschlagung des demokratischen Aufstandes in Ungarn 1956 und wurde aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen.
Langbein blieb zeitlebens einem radikalen Humanismus verpflichtet.