Egal ob auf dem Feld oder erst nach dem Essen auf dem Teller - in Österreich werden neuen Schätzungen zufolge jährlich 1 Mio Tonnen Lebensmittel, die eigentlich gut genießbar wären, als Abfall vernichtet. Gut die Hälfte davon in den eigenen vier Wänden der Österreicherinnen und Österreicher. Durch falsche Lagerung, fehlende Kochideen oder Fehlinterpretationen des Mindesthaltbarkeitsdatums kommt es hier zu enormen Verschwendungen. Doch viele versuchen das nun zu ändern.
„Das Problem in der Landwirtschaft ist, dass die Landwirtschaft hauptsächlich für die Supermärkte produziert und es reguliert ist, was in einen Supermarkt kommt, das heißt, es kommen nur gewisse Größen von Erdäpfeln, Karotten, Sellerie, Zwiebeln überhaupt in den Supermarkt hinein.“, meint der Waste Cook Tobias Judmaier. Er zeigt, wie man aus einfachen übriggebliebenen Lebensmitteln eine köstliche Minestrone kochen kann.
Es ist kurz nach Mitternacht und zwei Studenten machen sich mit Kapuzen über dem Kopf und ausgerüstet mit Rucksäcken auf zum nahegelegenen Supermarkt. Sie gehen hier aber nicht einkaufen. Sie nehmen sich den “Müll”, der in Ihren Augen keiner ist. Verpackte Joghurts, Äpfel, Paprika und jede Menge verpackte Produkte. Der neue Trend: Dumpstern.
„Aus Supermarkt-Sicht sind wir böse, weil dadurch, dass wir dumpstern kaufen wir ja nichts ein. Das heißt wir nehmen ihnen Gewinn weg. Ich weiß, dass Dumpstern eine Grauzone ist. Aber ich sehe es als viel größeres Verbrechen, dass Supermärkte einfach Sachen wegschmeißen, die noch vor dem Ablaufdatum sind, weil sie neue Sachen bekommen haben und die alten wegschmeißen. Wenn man es aufwiegt, finde ich die eine Sache schlimmer als die andere.“, meint die Studentin Andrea. Zuhause angekommen freuen sich die Mitbewohner über die Beute. In nur einer Nacht haben sie einen ganzen Wocheneinkauf aus den Containern gefischt. Doch was sie tun ist eigentlich illegal und strafbar.
Der Regisseur Stefan Wolner und die Autorin Larissa Putz begeben sich auf die Spuren der Lebensmittelverschwendung und zeigen auf, was dagegen getan werden kann und welche neuen Initiativen es im Bereich der Lebensmittelrettung gibt.
In Österreich hat rund jeder Fünfte Zweifel, ein Produkt nach Überschreiten des MHD zu konsumieren. Das neue Label “Oft länger gut” soll Konsumenten darauf hinweisen, dass sich das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht auf die Verzehrmöglichkeit bezieht. In der EU fallen immerhin rund 10 % der Verschwendung auf Missverständnisse rund um Mindesthaltbarkeitsdaten zurück. Der Konsument denkt, das Produkt ist schlecht und wirft es dann in den Müll, ohne zu kosten. Oft sind die Lebensmittel aber noch lange gut und genießbar. Forschungen zeigen: Die Erwartung steuert im Gehirn schon das Geschmacksempfinden, bevor wir gekostet haben. „Ich erwarte schon, dass es nicht schmeckt, es ist quasi alles schon da und dann schmeckt es auch schlecht und ich tue es weg, obwohl ich das nie getan hätte, wenn ich das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht gesehen hätte.“, meint der Konsumenten-Verhaltensforscher Arnd Florack.
Neue Apps und Initiativen machen Hoffnung. Mit Too Good to Go können Lebensmittel per App nach Ladenschluss gerettet werden. Kooperationen gibt es mit der Gastro, sowie mit Supermärkten und anderen. Diese Apps sind ein neuer Zugang, aber bisher können regional gesehen im Vergleich nur kleine Mengen gerettet werden und natürlich ist der finanzielle Aspekt bei einem StartUp sehr wichtig. „Wir nehmen zwischen 20 und 30% vom Verkaufspreis. Dadurch finanzieren wir unsere App. Wir finanzieren die Werbung und Bewusstseinsbildung. Natürlich auch unsere Mitarbeiter.“, meint der Country Manager Österreich, Georg Strasser.
Der Film blickt hinter die Kulissen anderer Initiativen und Start Ups und zeigt neue Wege, wie gegen die Verschwendung vorgegangen werden kann. Egal ob es Unternehmen sind, die Gemüse vom Feld retten, StartUps die aus dem Abfallprodukt 'Kerne' Produkte herstellen oder Pilze auf Kaffeesatz züchten. Nur gemeinsam kann es gelingen, gegen die Verschwendung langfristig vorzugehen.