Der israelische Forscher Aaron Antonovsky hat ergründet, welche Umstände es möglich machen trotz widrigster Umstände nicht krank zu werden. Seine Erkenntnisse der „Salutogenese“, der Lehre vom gesund Bleiben, sind bahnbrechend.
Liese Scheiderbauer wurde als Kind mit ihrer Mutter und Schwester ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.: „Juden bringt man um, ob sie alt oder jung. der Judenstern ist da, dass man auf dich spucken kann. Das war mir ja klar. Ein sechsjähriges Kind versteht das“, erzählt die Wienerin nachdenklich.
Heute lebt die betagte Witwe alleine. Sie hat Furchtbares erlebt und gesehen und ist dennoch nicht an diesen Erfahrungen zerbrochen, hat ein erfülltes und überwiegend gesundes Leben geführt.
Wie ist so etwas möglich? Was können wir tun um trotz widrigster Umstände gesund zu bleiben. Und welche Rolle spielen unser Erleben, unsere seelische Verfasstheit und unser Weltbild dabei?
Der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky hat in Israel untersucht, wie Frauen die Wechseljahre durchleben und dabei auch nach der Vergangenheit im KZ gefragt. Etwa ein Drittel der Frauen, die den Naziterror überlebt haben, erfreute sich trotz allem im Klimakterium bester Gesundheit.
Antonovsky untersuchte nun, was diese gesunden Frauen von den anderen zwei Drittel, die aufgrund des Erlebten krank waren, unterschied und entdeckte vor allem eine andere Haltung zum Leben: Sie fühlten sich bedeutsam und glaubten an die Sinnhaftigkeit ihres Tuns.
Antonovsky nannte diese Fähigkeit Kohärenzsinn, „eine grundlegende Lebenseinstellung, die ausdrückt, in welchem Ausmaß jemand ein durchdringendes, überdauerndes und zugleich dynamisches Gefühl der Zuversicht hat“. Sein Konzept nannte er Salutogenese.
Dieses Prinzip wird von vielen Forschern in aller Welt als Weg zu einer neuen, aufgeklärten Medizin anerkannt. „Die Medizin hat heute primär mit Kranken zu tun blickt daher darauf, was krankmachend ist“, beschreibt Mediziner und Theologe Prof. Matthias Beck den neuen Ansatz: „Antonovsky dreht dies um und fragt: Was braucht der Mensch, damit er gesund bleibt oder wieder gesund wird? Also nicht von einer Krankheitslehre auszugehen, sondern von einer Gesundheits-Lehre“.
Die Gesundheit im Mittelpunkt. Der Mensch im Mittelpunkt.
Der Film von Andrea Eder besucht Ärzte, Wissenschaftler und Patienten, die diesen Weg der Medizin beschreiten und fragt nach den Möglichkeiten und Erkenntnissen, die sich durch diese neue Denkweise eröffnen.