Über wenig lässt sich so hervorragend streiten wie über gesundes Essen. Ernährungswissenschaft und Medien lieferten in den vergangenen Jahrzehnten dutzende „Wahrheiten“, die allesamt genaueren Forschungen nicht standhielten. Mal hieß es; Fett macht dick, bald darauf: Kohlenhydrate machen dick, Lightprodukte sollten die Lösung bringen. Die einen schwören auf Rohkost, die anderen auf hauptsächlich gekochte Speisen. Einige essen wie unsere steinzeitlichen Vorfahren, andere lehnen jegliche tierische Produkte ab. Immer mehr Menschen vertrauen auf die jahrtausendealten Philosophien der Ayurveda- oder TCM-Lehren, andere bevorzugen nur saisonale Lebensmittel aus der Region. Algen und Würmer gelten als Nahrungsmittel der Zukunft, doch wird sich das auch bei uns durchsetzen?
Claudia Bräuer geht den Mythen rund um gesunde Ernährung, ungesunde Lebensmittel, Übergewicht und Diäten nach. Der Ernährungswissenschaftler Jürgen König plädiert etwa dafür, auf seinen eigenen Körper zu hören und sich nicht durch die unterschiedlichen Philosophien von Veganern, Vegetariern, Paleos, Clean-Eatern, Slow-Carbern, Fett- und Zuckervermeidern, Diätpäpsten und Co. verwirren zu lassen. Viel wichtiger ist, sich für eine Ernährungsform zu entscheiden, die man als lustvoll empfindet und über Jahre hinweg durchhalten kann. Denn dann macht Essen seiner Meinung nach wieder Freude und Sinn.
Und eine Erkenntnis wird wissenschaftlich immer mehr untermauert: „Unser Körper kann sehr viel besser mit kurzem Mangel umgehen als mit dauernder Übersättigung. Eigentlich leben wir derzeit maximal ungünstig für unsere genetischen Verhältnisse“, berichtet Fastenexperte und Internist Andreas Michalsen über den neuen Stand der Forschung. „Wer regelmäßig fastet, kann das Risiko für fast alle chronischen Erkrankungen deutlich verringern und auch den Alterungsprozess hemmen“